Atchitektur
heinlewischer, Köln
Planung: Markus Kill (verantwortlicher Partner), Kerstin Rieck (Projektleiterin), Albana Ademi, Paola Both, Timo Edinger, Oliver Kolkowski, Mati Marrero, Anja Röhrig, Anneli Wendt
Wettbewerb: Andreas Schaube, Hendrik Potthoff, Stefan Matzke
Bürointerner Wettbewerb Kapelle: insgesamt 16 Teilnehmerinnen und Teilnehmer; Stefan Austrup, Paola Both und Katja Pilot erhielten Preise; Dr. Pablo Allen-Vizan und David Koenigsfeld erhielten Anerkennungen
Bauherr
Bischöfliches Generalvikariat Münster,
Abteilung Bauwesen
Kunst am Bau
René Blättermann, Berlin
Projektdaten
Planungsbeginn: 2. Januar 2017
Baubeginn: 27. März 2020
Grundsteinlegung: 23. Juni 2020
Fertigstellung: 31. August 2022
Altarweihe Kapelle: 25. November 2022
Eröffnung: 13. Mai 2023
Nutzungsfläche: 6.021 m²
Bruttogrundfläche (R): 9.200 m²
Bruttorauminhalt: 39.268 m³
17 Wohngemeinschaften:
á 12 Zimmer (davon 1 Zimmer barrierefrei),
1 Küche, 1 Wohnzimmer, 1 Putzraum
Café mit Saal, Bar und Bibliothek
Verwaltung mit Büros
Kapelle mit Raum der Stille und Sakristei
Gemeinschaftsräume: Gruppen- und Lernräume (mit Küche,
2 Gruppenräumen, Musikzimmer), Sport- und Freizeitraum,
Bar- und Partyraum, Veranstaltungssaal mit 100 Plätzen,
5 Gästezimmer, 4 Waschräume, 4 Müllräume, Fahrradraum
sowie weitere Büro-, Lager- und Funktionsräume
Standort
Albert-Schweitzer-Straße 40, 48149 Münster
Fachplanung
Objektüberwachung: Döpper Medding GmbH, Lüdinghausen
Freianlagenplanung: frei[RAUM]planung, Münster
Technische Ausrüstung: Freitag Ingenieure GmbH, Telgte
Technische Ausrüstung – Aufzugs- und Förderanlagen: HR Ingenieurgesellschaft für Fördertechnik mbH, Hannover
Tragwerksplanung:Pirlet & Partner Ingenieurgesellschaft mbH, Köln
Thermische Bauphysik: Müller-BBM Industry Solutions GmbH, Gelsenkirchen
Brandschutz: Pirlet & Partner Ingenieurgesellschaft mbH, Köln
Vermessung: Drees & Hoersch, Münster
Gemeinschaft als Fundament
Münster zählt zu den größten und lebenswertesten Universitätsstädten in Deutschland. Zu den bisher fünf Wohneinrichtungen, die das Bischöfliche Studierendenwerk des Bistums Münster in der Stadt betreibt, ist nun ein weiterer Wohncampus hinzugekommen. Mit einem Wortgottesdienst und einer Feierstunde im Innenhof wurde der neue Tita-Cory-Campus durch Münsters Bischof Dr. Felix Genn im Mai dieses Jahres offiziell eingeweiht. Alle 204 Zimmer des neuen Studierendenwohnheims sind inzwischen schon belegt.
Wettbewerb
Das Bischöfliche Generalvikariat Münster lobte im Juni 2016 einen Architekturwettbewerb für das neue Studierendenwohnheim aus – auf einem Grundstück neben dem Overberg-Weiterbildungskolleg des Bistums – und lud 20 Architekturbüros dazu ein. Der Entwurf von heinlewischer, Büro Köln, erhielt im November 2016 den 1. Preis.
Aufgabe
Nach den Vorstellungen des Vikariats sollte ein Wohnheimcampus entstehen, auf dem es um weit mehr geht als das bloße Wohnen: ein Campus, auf dem Studierende Gemeinschaft erfahren und mitgestalten können – mit gegenseitiger Anerkennung und Respekt vor dem anderen auf der Basis christlicher Werte und Grundsätze – und auf dem gemeinschaftliches Leben nicht als ein Nebeneinander sondern als ein Miteinander verstanden wird.
Architektur
Der Entwurf für das neue Wohnheim übersetzt dieses Verständnis in Architektur: Sieben Einzelbaukörper ruhen auf einem Sockel mit Gemeinschaftsräumen und sind zusätzlich über Stege und Plattformen im 1. Obergeschoss miteinander verbunden. Sie ermöglichen so auf mehreren Ebenen ein nachbarschaftliches Miteinander wie in einer kleinen Stadt.
Die lockere Bebauung integriert sich in die bauliche Struktur der Umgebung, zugleich stärkt die Eigenständigkeit des Ensembles die Identität und das Zusammengehörigkeitsgefühl seiner Bewohnerinnen und Bewohner.
Vier der Häuser sind als baugleiche, viergeschossige Wohnhäuser konzipiert. Sie sind versetzt zueinander angeordnet, um einen weiten Ausblick aus allen Zimmern zu ermöglichen. In den drei kleineren Häusern befinden sich ein Café, die Verwaltung und eine Kapelle. Das Café – mit einem Saal, einer Bar und einer Bibliothek – liegt am belebten Hauptzugang zum Campus, die Verwaltung ruhig mit eigenem Eingang am Rande und die Kapelle als Auftakt von der Stadt aus kommend mittendrin.
In den Wohnhäusern ist auf jedem Geschoss eine Wohngemeinschaft untergebracht – bestehend aus zwölf Einzelzimmern (eins davon barrierefrei), einer Küche mit Essbereich und einem Wohnzimmer. Durch Schiebetüren miteinander verbunden bilden Küche und Wohnzimmer als großer, gemeinschaftlich genutzter Raum das Herz jeder Wohngemeinschaft. Orte für den persönlichen Rückzug sind die minimalistisch bemessenen und durch Einbaumöbel voll ausgestatteten Zimmer mit eigenem Bad.
Im Sockelgeschoss befinden sich die Gemeinschaftsräume, die allen Bewohnerinnen und Bewohnern, und teilweise auch externen Gruppen, zur Verfügung stehen. Hier kann gemeinsam gelernt, gekocht, musiziert, gefeiert oder Sport gemacht werden. Im großen Veranstaltungsraum finden bis zu 100 Personen Platz. Für die Übernachtung von Besucherinnen und Besuchern stehen fünf Gästezimmer bereit.
Im Außenraum durchziehen Wege, Plätze, Stege, Terrassen und Grünflächen das Ensemble, verschiedene Licht- und Schattenstimmungen charakterisieren die Höfe. Auf zwei Ebenen gibt es Freiräume unterschiedlicher Größe und Atmosphäre: weite, luftige Bewegungsflächen, kleine, privatere Sitzbereiche und einen introvertierten Kapellengarten.
Die Fahrzeuge werden außerhalb des autofreien Campus, im Verbund mit den bestehenden Stellplätzen des Overberg-Kollegs, geparkt. Fahrräder können wettergeschützt innerhalb des Campus im Fahrradraum im Sockelgeschoss untergebracht werden.
Material
Langlebige und hochwertige Materialien – Ziegel, Beton, Gussasphalt – prägen das neue Ensemble außen und innen. Der Beton der Stege findet sich in den Sichtbetontreppenhäusern und vielen Sichtbetoninnenwänden wieder, der Gussasphalt der Stege wird in der Gestaltung der öffentlichen Verkehrsflächen fortgeführt.
Die Fassaden des Wohnheims sind einheitlich mit Mauerwerk ausgeführt und korrespondieren mit den Ziegelfassaden des benachbarten Overberg-Kollegs. Der Farbton der Ziegel harmonisiert mit dem des Nachbargebäudes und ist eigenständig zugleich. Rücksprünge in den Fensterbereichen gliedern die Fassade und rahmen die Öffnungen. Das Filtermauerwerk am Fahrradraum und am Café ist eine Neuinterpretation der vorgefundenen Fassadenmuster des Weiterbildungszentrums.
Durch die Einbeziehung des Overberg-Kollegs in die Gesamtgestaltung des Neubaus – bei der Anordnung und Dimensionierung der Baukörper, der Platzierung der sich gegenüberliegenden Eingänge oder der Ausformulierung der Fassaden und Freiflächen – ist ein neues, zusammenwirkendes Gesamtensemble entstanden.
Wettbewerb Kapelle
Für die Gestaltung der Kapelle einschließlich der Sakristei sind die Architektinnen und Architekten von heinlewischer neue Wege gegangen und haben innerhalb des Büros einen internen Wettbewerb ausgelobt. 16 Arbeiten wurden eingereicht.
Die Jury – bestehend aus Thomas Riese, Schmitz Architekten Köln, und zwei Partnern von heinlewischer – vergab drei Preise und zwei Anerkennungen. In die weitere Planung sind die gestalterischen Ansätze aller Teilnehmerinnen und -teilnehmer eingeflossen. Das Ergebnis ist ein reduzierter Raum der Stille, geprägt von Sichtbeton, Glas, Naturstein und Holz.
Kunst am Bau
Die 25 farbintensiven Fensterlamellen in der Kapelle tragen die Handschrift des Künstlers und Grafikers René Blättermann. Sie erzählen vom Auszug des Volkes Israels aus Ägypten und seiner Rettung. Jede Glaslamelle ist mit Wortzitaten aus dem Buch Exodus versehen. Die Auswahl der in Schriftzeichen dargestellten Wörter ist eine Gemeinschaftsarbeit des Künstlers mit der katholischen Studierenden- und Hochschulgemeinde und der Klinikseelsorge am Universitätsklinikum.
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Lageplan
Copyright: heinlewischer, Köln
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Grundriss Erdgeschoss
Copyright: heinlewischer, Köln
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Grundriss Erdgeschoss - Ausschnitt
Copyright: heinlewischer, Köln
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Grundriss Obergeschoss
Copyright: heinlewischer, Köln
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Grundriss Regelgeschoss
Copyright: heinlewischer, Köln
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Schnitt
Copyright: heinlewischer, Köln