Architektur
plan2 frick · krüger · nusser, München
Markus Frick · Axel Krüger · Michael Nusser
Mitarbeit:
Janina Zitzlsperger · Alexandra Rieschel · Karl Mack · Andrea Gehl · Dirk Pussert, Dresden
Fachplanung
Landschaftsarchitekt: Planungsgruppe Landschaft & Raum, Dresden
Tragwerksplanung: Ingenieurgruppe Bauen, Karlsruhe
Haustechnik: Jaeger, Mornhinweg + Partner, Stuttgart
Elektrotechnik/Sicherheitstechnik: Bauplanung Sachsen, Ingenieurbüro Rathenow, Dresden
Küchen + Wäschereitechnik: Ingenieurbüro Welk, Dresden
Medizintechnik: Ingenieurbüro für Medizintechnik, Dresden, Gunther Haufe
Erschließung: Weber Ingenieure, Dresden
Projektsteuerung: Assmann Beraten + Planen, Dresden
Bauherr
Freistaat Sachsen
Staatshochbauamt Dresden
Projektdaten
Wettbewerbsdokumentation siehe Heft 10/1996
Plazierung des Wettbewerbsentwurfes: 1. Preis
Beauftragung Oktober 1996
HU-Bau Mai 1997
Baubeginn: Februar 1998
Fertigstellung: Mai 2000
Bruttorauminhalt 199.319 m3
Bruttogeschossfläche: 56.290 m2
Nutzfläche: 30.040 m2
Grundstücksfläche: 124.138 m2
Haftplätze insgesamt 826
Bruttokosten insgesamt: 147,5 Mio. DM
Bruttokosten KG 300 + 400: 102,6 Mio. DM
Als städtebauliche Grundfigur der neuen Justizvollzugsanstalt werden die einzelnen Baukörper in einer durchaus wohnlichen Dichte um den gemeinsamen Innenhof herum gruppiert. Hierdurch erlangt die Anlage einerseits ihre funktionale Übersichtlichkeit, andererseits stellt der anspruchsvoll gestaltete Innenhof den signifikanten und identitätsstiftenden Mittelpunkt des Gesamtkomplexes dar. Entgegen dem Wettbewerbsentwurf wurde ein „Gemeinsames Haus“ im Innenhof aufgegeben und seine Nutzungen, wie Mehrzwecksaal und Schulungsräume, zwischen den Hafthäusern auf Hofniveau angeordnet. Ausschlaggebend hierfür war die weitere Optimierung der Übersichtlichkeit der Gesamtanlage, ein wichtiges Sicherheits-Kriterium. Um eine optimale innere Erschließung des Gesamtkomplexes zu erreichen, werden die einzelnen Gebäude durch einen vorwiegend unterirdischen ringförmigen Verbindungsgang miteinander verknüpft. Auf diese Weise müssen Gefangene auf Ihrem Weg innerhalb der Anlage nicht zwangsläufig begleitet werden.
Der Erschließungsgang wird durch einen Geländesprung auf der Westseite natürlich belichtet.
Die somit gut erreichbaren insgesamt 7 Baukörper bilden jeweils klar abgetrennte Funktionseinheiten, welche nach außen hin und von der inneren Struktur her gut ablesbar sind. Das einfache und gut zu kontrollierende Gefüge setzt sich in den Gebäuden fort: Straffe Grundrisstypen mit großzügig dimensionierten Fluren tragen dem Prinzip der Übersichtlichkeit auch innerhalb der Gebäude Rechnung.
In der äußeren Gestalt setzt sich dieses Entwurfsprinzip fort: Es wird eine puristische Architektursprache angewandt, die mit wenigen Elementen und Materialien auskommt. Als Kontrapunkt zu dem naturgemäß vorherrschenden Erscheinungsbild aus Betonoberflächen und Stahl werden gezielt Bauteile aus Holz (z.B. Fenster), verputzte Flächen und Farbeffekte eingesetzt. Hierdurch wird trotz alller Stringenz ein freundlicher Gesamteindruck erzeugt.
Der (einzige) Zugang in die Justizvollzugsanstalt befindet sich im sogenannten Pfortengebäude. Westlich des Pfortengebäudes erstreckt sich der Gebäuderiegel des Verwaltungstraktes. Neben den Büroräumen sind hier auch der Bediensteten-Speisesaal, die Kammer, die Gesundheitsfürsorge und die Frauenhaftgruppe untergebracht.
Entlang der Westseite des gemeinsamen Innenhofes reihen sich die drei U-förmigen Hafthäuser auf. Dem Hof zugewandt ist, unterhalb und zwischen den Hafthäusern, die sogenannte „Gemeinsame Schiene“ angeordnet, welche Nutzungen wie Mehrzwecksaal, Schulung und Bücherei beinhaltet. Die eigentlichen Haftgruppen sind jeweils in den Schenkeln und dem Quersteg der U’s untergebracht.
Das nördliche Ende des Hofes wird durch die Doppelsporthalle definiert.
Gegenüber den Wohngebäuden erstreckt sich das ca. 200 m lange hochinstallierte Werkstattgebäude, das auch Küche, Bäckerei und Wäscherei beherbergt. Es wurde eine Konstruktionsweise gewählt, mit der flexibel auf spätere Nutzungsänderungen reagiert werden kann. Insgesamt ist mit dem Neubau der Justizvollzugsanstalt eine spannungsreiche Anlage gelungen, welche in fast optimaler Weise den mannigfaltigen funktionalen und gestalterischen Bedürfnissen gerecht wird.