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  • Kolumbarium Karmeliterkirche
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  • 2. Preis: Wandel · Lorch Architekten und Stadtplaner, Saarbrücken
    Copyright: Norbert Miguletz
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Kolumbarium Karmeliterkirche , Boppard/ Deutschland

Architektur Wettbewerbs-Ergebnis

wa-ID
wa-2025395
Tag der Veröffentlichung
30.11.2018
Aktualisiert am
30.11.2018
Verfahrensart
Nicht offener Wettbewerb
Auslober
Preisgerichtssitzung
02.05.2016
Fertigstellung
08/2017

Wie lautet der dritte Buchstabe von "wettbewerbe"?


August 2017 - Fertigstellung des Projekts

Planer: Wandel Lorch Architekten, Prof. Wolfgang Lorch, Prof. Andrea Wandel, Florian Götze, Thomas Wach
Größe: ca. 80 m² BGF
Baukosten: 300.000 EUR

Fotos: Norbert Miguletz

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Der Einbau von Kolumbarien in bestehende Kirchen ist eine wichtige Aufgabe des zeitgenössischen Kirchenbaus geworden und unabhängig von den Gefühlen, die diese Entwicklung möglicherweise in manchen Menschen auslöst, ist es von signifikanter Bedeutung, dass für diese Anforderung das notwendige Verantwortungsbewusstsein entwickelt wird. Zwar ist das Begräbnis in Kirchen keinesfalls eine neue oder moderne Entwicklung. Neu sind aber die große Anzahl von Grabstätten, die mit den Kolumbarien in den Kirchen untergebracht werden müssen, sowie die Flächen, die für ein angemessen privates und würdiges Trauern notwendig sind. Schließlich hat diese Entwicklung die Kraft das Bild unserer Kirchen nachhaltig zu verändern. Es ist daher die Pflicht von Architekten, Denkmalschützern und Kirchenbauern die richtigen Regeln für diese Aufgabe zu formulieren, damit mit dem Einzug der Kolumbarien in die bestehenden Kirchen nicht der Geist der Häuser verloren geht. Dies gilt auch und insbesondere für die Karmeliterkirche in Boppard, die einerseits schon in ihrer architektonischen Struktur einzigartig und eine Schatzkammer an christlichen Kunstgegenständen ist, andererseits auch in der Vergangenheit schon unüberlegt einem wichtigen Stück Identität beraubt wurde, als die wertvollen Kirchenfenster verloren gingen, die heute in aller Welt verteilt sind. Nicht nur als Teil des Weltkulturerbes Mittelrheintal, sondern auch als Einzelbauwerk ist die Besonderheit und Bedeutung der Karmeliterkirche dennoch herausstechend. Vor diesem Hintergrund barg die Überlegung eines Kolumbariums in dieser Kirche tatsächlich Konfliktpotential. Auf den ersten Blick ist die Kirche von vollständigem Geist und mit Kunstschätzen reich bestückt. Es handelt sich um eine gewachsene Struktur, einzigartig in ihrer Raumwirkung, Bedeutung und Ausgestaltung.

Die Aufgabe im vorgeschalteten Wettbewerb bestand darin, dass Kolumbarium im linken Seitenschiff der doppelschiffigen Basilika zu situieren. Beim Betreten der Kirche bauen die beiden Langhäuser eine ungewöhnliche Dynamik und Spannung auf, die insbesondere durch die großen Altäre einen Höhepunkt findet. Das Gefüge des Raumes ist architektonisch einzigartig und konnte schlichtweg nicht verändert werden, weil jeder Eingriff den Gesamteindruck gefährdet hätte. Keine der denkbaren Lösungen für ein Kolumbarium im Seitenschiff ließ erwarten, dass sie dem würdigen Trauern einen entsprechend intimen Raum geben und einem verantwortungsbewussten Umgang mit einem Heiligtum wie der Karmeliterkirche ausreichend gerecht werden könnte.

Die vorliegende Arbeit findet den passenden Ort für das Kolumbarium unter der Empore im Hauptschiff. Der Raum unter der Empore fällt aus dem sonstigen Raumgefüge deutlich heraus. Durch die fehlende Höhe und die offenbare Unwichtigkeit des Raums innerhalb der Kirche entsteht ein Bedeutungsgefälle. Das Kolumbarium kann diesem Raum eine Bedeutung geben. Diese Idee wurde von Denkmalschützern und Fachleuten ausdrücklich begrüßt und beendete die Diskussion um die negativen Auswirkungen, die das Kolumbarium auf die Kirche hätte haben können. Die Setzung unter dem Gratgewölbe der Empore ermöglicht eine behutsame Raumfolge. Diese beginnt an der Madonnenstatue am Eingang. Hier entsteht Raum für die Ablage von Blumenschmuck und Opferlichtern. Die Eingangssituation löst sich durch das erste Gewölbesegment der Empore behutsam aus dem Kirchenraum und formuliert eine wichtige Schwelle aus der Kirche in das Kolumbarium. Der Übergang ist dabei mit Bedacht gestaltet: Die doppelflügelige Gittertür fasst den Durchgang in den Begräbnis- Raum, der vollständig von Urnenkammern eingefasst wird.
Der Raum bietet genug Fläche für eine kleine Andacht ohne sich einer würdigen Intimität zu ermangeln. Die Raumfolge schließt mit der Pieta aus dem 15. Jahrhundert. Sie gibt dem Raum eine passende, fast authentifizierende Würde und wird so zum Zentrum des Kolumbariums.
Es entstehen 720 Kammern, die teilweise als Doppel- oder Gruppengräber mit insgesamt über 1.100 Urnen belegt werden können. Alle Kammern werden mit einer quadratischen Steinplatte aus Jura-Kalk verschlossen, Namen und Daten in den Stein eingeschrieben. Die Platten werden mit einem sichtbaren Verschlusssystem in der Form von Messing- Kreuzen befestigt.

Die Situierung des Kolumbariums unter der Empore ist selbstverständlich auch ein Eingriff in das Hauptschiff. Es galt daher eine wertige aber unaufdringliche Abtrennung zu finden, die sich in den Gesamtduktus des Bauwerks einfügt, ohne dabei ein neues fremdes Element zu formulieren. Umgesetzt wurde ein Gitterelement, dessen Perforation Anleihen aus den berühmten verlorenen Bopparder Fenstern aufnimmt. Das Gitter gibt dem Innenraum des Kolumbariums die verlässliche Stabilität und schafft vom Hauptschiff her eine schlüssige Ergänzung der Empore. Die Einbauten sind selbsttragend und reversibel, sodass kein struktureller Eingriff in das Kirchenbauwerk notwendig wurde.

Die Zielstellung, die historische Kirche wieder einer aktiven Nutzung zuzuführen und die Kosten für die Instandhaltung des Bauwerks zu sichern sind mit dem Einbau des Kolumbariums erreicht und geglückt. Der Verkauf der Grabstätten sichert den weiteren Erhalt der Karmeliterkirche. Die Idee eines Kolumbariums hat die Gemeinde und das Bistum zunächst polarisiert. Die Beschäftigung mit dem Thema und auch das Ergebnis des Architektenwettbewerbs hat die Beteiligten zusammengeführt. Das Projekt wurde schließlich gemeinsam getragen und breit unterstützt. Kooperationsbereitschaft und Zusammenhalt der Gemeinde wurden langfristig gestärkt.

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    Copyright: Norbert Miguletz
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