Kulturprojekt Marstall - künftige Nutzung des Marstallgebäudes , München/ Deutschland

Verfahrensart
offener Ideenwettbewerb

Wettbewerbsaufgabe
Beabsichtigt wird die Revitalisierung der ehemaligen Hofreitschule am Marstallplatz, die heute neben einem kleinen Theater lediglich ein Kulissenlager und Werkstätten für das Staatsschauspiel beherbergt. Das Ziel des Wettbewerbs ist es, Vorschläge für eine hochwertige kulturelle Nutzung des Marstallgebäudes und der angrenzenden Flächen zu erhalten.
Der Marstallplatz in München führte seit der Zeit des Wiederaufbaus über Jahrzehnte ein Schattendasein. Mit dem Architektenwettbewerb Anfang der 1990er-Jahre wurde für den Neubau der Zentralverwaltung der Max-Planck-Gesellschaft eine Neuordnung des Areals eingeleitet (s.a. wa 11/1993). Ein weiterer Wettbewerb im Jahr 2000 für die Bebauung des südlichen Marstallplatzes (s.a. wa 10/2000+7/2004), nach dem ein Probengebäude für die Bayerische Staatsoper und Gebäude für eine private kommerzielle Nutzung entstanden sind, vervollständigte die Bebauung am Marstallplatz. Das Marstallgebäude (1820-1825), die ehemalige Hofreitschule von Leo von Klenze, bildet weiter- hin die städtebauliche Dominante. Das Gebäude wurde nach schweren Luftkriegsschäden erst 1967/1970 in seiner äußeren Erscheinung wieder aufgebaut und steht unter Denkmalschutz.
Das Wettbewerbsareal mit dem historischen Gebäude könnte in vielfältiger Weise genutzt werden. So wäre ein großer, multifunktionaler Veranstaltungssaal ebenso vorstellbar wie ein Konzertsaal. Welche der beiden Möglichkeiten weiterverfolgt werden soll, ist derzeit offen. Der Wettbewerb soll eine Entscheidungsgrundlage hierzu sein. Eine zukünftige kulturelle Nutzung des Marstallgebäudes soll das Ensemble der Marstallbebauung abrunden und den Ort als kulturelles Zentrum im Herzen der Stadt manifestieren.
Zur Bearbeitung war eine Variante zu wählen. Unabhängig von der gewählten Variante (Variante 1: Konzertsaal, Variante 2: Multifunktionaler Veranstaltungssaal) war zusätzlich ein Theater mit Präsenzwerkstätten zu planen.
Der Raumbedarf umfasst:
- für den Konzertsaal für 1.800 Besucher u.a. ein
Orchesterpodium für ein großes philharmonisches Orchester mit Chor, 120 Quadratmeter Büroräume für die musikalische Leitung, 677 Quadratmeter für Garderoben und Übungsräume, 80 Quadratmeter Tonstudio, 150 Quadratmeter Cafeteria sowie 300 Quadratmeter Mehrzweckraum für Chor oder Gastorchester;
- für den multifunktionalen Veranstaltungssaal u.a. ca. 1.400 Quadratmeter Veranstaltungssaal z. B. als großer Ballsaal, für Theateraufführungen, Ausstellungsraum oder Tagungshalle, Foyerflächen, 200 Quadratmeter Büroräume, 100 Quadratmeter Aufenthaltsräume sowie 300 Quadratmeter Proben- und Vorbereitungsräume;
- für das „Theater im Marstall“ für 200 Besucher u.a. 400 Quadratmeter Zuschauerraum einschließlich Bühne, Foyerflächen, 100 Quadratmeter Garderoben- und Maskenräume sowie Präsenzwerkstätten mit 150 Quadratmeter für Allgemeine Räume, 380 Quadratmeter Mehrzweckraum Holz und Maler und 155 Quadratmeter Schlosserei, Metallbereich.
Der Konzertsaal muss den höchsten internationalen Anforderungen an eine brillante Raumakustik genügen. Das raumakustisch wirksame Volumen des Saals muss für 1800 Zuhörerplätze mindestens 20.000 Kubikmeter betragen und sollte 22.000 Kubikmeter nicht überschreiten.

Fachpreisrichter*innen
Prof. Fritz Auer, München/Stuttgart (Vorsitz) Prof. Hannelore Deubzer, München
Josef Peter Meier-Scupin, München
Volker Staab, Berlin
Friedrich Geiger, Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern, München
Kurt Bachmann, Staatliches Bauamt München 1

Sachpreisrichter*innen
Prof. Dr. Kurt Falthauser · Robert Saliter, Bayerisches Staatsministerium der Finanzen
Dr. Thomas Goppel · Toni Schmid, Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst
Dieter Dorn, Bayerisches Staatsschauspiel
Axel Linstädt, Bayern 4 Klassik – Musik Andreas Schessl, MünchenMusik

Preisgerichtsempfehlung
Es wird einstimmig empfohlen, im Falle eines Realisierungswettbewerbes auch die Verfasser der angekauften Arbeiten in die Zuladung einzubeziehen. Das Preisgericht zieht aus dem Ergebnis des Wettbewerbsverfahrens die Erkenntnis und gibt diese an den Auslober weiter, dass sowohl das Programm der Variante Konzertsaal als auch jenes der Variante Veranstaltungssaal im Zusammenhang mit dem Marstallgebäude realisierbar erscheint. Dabei wird letztlich die Definition eines dann für das weitere Verfahren maßgeblichen Programms den politischen Entscheidungsträgern anheim gestellt.
Insbesondere die Arbeit von Prof. Axel Schultes und Charlotte Frank, Berlin zeigt die Chance auf, dass es möglich ist, die wesentlichen Inhalte beider Varianten in einem Konzept zu vereinen.