Architektur
Voitl & Voitl, Aalen
Oliver Voitl · Arnold Voitl
Mitarbeit Wettbewerb: Bernd Liebel
Mitarbeit: Werner Jörger · Jürgen Könnecke · Simone Kunz
Fachplanung
Freiflächenplanung: Gerhard Kapeller, Berlin
Technische Gebäudeausrüstung HLS: G. Sausele, Schrozberg
Technische Gebäudeausrüstung Elektro: A. Stockhammer, Aalen
Tragwerksplanung: E. Keitel, Rot am See
Bauphysik: Gerlinger + Merkle, Schorndorf
Glastechnik: Verroplan GmbH, Bretten
Kunst: Bernhard Huber, Esslingen
Bauherr
Stadt Ilshofen,
vertreten durch Bürgermeister R. Wurmthaler
Projektdaten:
Wettbewerbsergebnis siehe Heft 11/1995
Plazierung des Wettbewerbsentwurfes: 1. Preis
Planung ab Mai 1996
Bauzeit: Dezember 1997 – September 1999
Nutzfläche: ca. 1.230 m2
BRI Umbauter Raum: ca. 7,060 m3
Bausumme inkl. NK: ca. DM 6 Mio.
Als städtebauliche Grundfigur der neuen Justizvollzugsanstalt werden die einzelnen Baukörper in einer durchaus wohnlichen Dichte um den gemeinsamen Innenhof herum gruppiert. Hierdurch erlangt die Anlage einerseits ihre funktionale Übersichtlichkeit, andererseits stellt der anspruchsvoll gestaltete Innenhof den signifikanten und identitätsstiftenden Mittelpunkt des Gesamtkomplexes dar. Entgegen dem Wettbewerbsentwurf wurde ein „Gemeinsames Haus“ im Innenhof aufgegeben und seine Nutzungen, wie Mehrzwecksaal und Schulungsräume, zwischen den Hafthäusern auf Hofniveau angeordnet. Ausschlaggebend hierfür war die weitere Optimierung der Übersichtlichkeit der Gesamtanlage, ein wichtiges Sicherheits-Kriterium. Um eine optimale innere Erschließung des Gesamtkomplexes zu erreichen, werden die einzelnen Gebäude durch einen vorwiegend unterirdischen ringförmigen Verbindungsgang miteinander verknüpft. Auf diese Weise müssen Gefangene auf Ihrem Weg innerhalb der Anlage nicht zwangsläufig begleitet werden.
Der Erschließungsgang wird durch einen Ge-ländesprung auf der Westseite natürlich belichtet.
Die somit gut erreichbaren insgesamt 7 Baukörper bilden jeweils klar abgetrennte Funktionseinheiten, welche nach außen hin und von der inneren Struktur her gut ablesbar sind. Das einfache und gut zu kontrollierende Gefüge setzt sich in den Gebäuden fort: Straffe Grundrisstypen mit großzügig dimensionierten Fluren tragen dem Prinzip der Übersichtlichkeit auch innerhalb der Gebäude Rechnung.
In der äußeren Gestalt setzt sich dieses Entwurfsprinzip fort: Es wird eine puristische Architektursprache angewandt, die mit wenigen Elementen und Materialien auskommt. Als Kontrapunkt zu dem naturgemäß vorherrschenden Erscheinungsbild aus Betonoberflächen und Stahl werden gezielt Bauteile aus Holz (z.B. Fenster), verputzte Flächen und Farbeffekte eingesetzt. Hierdurch wird trotz alller Stringenz ein freundlicher Gesamteindruck erzeugt.
Der (einzige) Zugang in die Justizvollzugsanstalt befindet sich im sogenannten Pfortengebäude. Westlich des Pfortengebäudes erstreckt sich der Gebäuderiegel des Verwaltungstraktes. Neben den Büroräumen sind hier auch der Bediensteten-Speisesaal, die Kammer, die Gesundheitsfürsorge und die Frauenhaftgruppe untergebracht.
Entlang der Westseite des gemeinsamen Innenhofes reihen sich die drei U-förmigen Hafthäuser auf. Dem Hof zugewandt ist, unterhalb und zwischen den Hafthäusern, die sogenannte „Gemeinsame Schiene“ angeordnet, welche Nutzungen wie Mehrzwecksaal, Schulung und Bücherei beinhaltet. Die eigentlichen Haftgruppen sind jeweils in den Schenkeln und dem Quersteg der U’s untergebracht.
Das nördliche Ende des Hofes wird durch die Doppelsporthalle definiert.
Gegenüber den Wohngebäuden erstreckt sich das ca. 200 m lange hochinstallierte Werkstattgebäude, das auch Küche, Bäckerei und Wäscherei beherbergt. Es wurde eine Konstruktionsweise gewählt, mit der flexibel auf spätere Nutzungsänderungen reagiert werden kann. Insgesamt ist mit dem Neubau der Justizvollzugsanstalt eine spannungsreiche Anlage gelungen, welche in fast optimaler Weise den mannigfaltigen funktionalen und gestalterischen Bedürfnissen gerecht wird.