Fertigstellung des Projekts - 2018
Programm: Seeufer-, Park- und Platzgestaltung
Bauherr: Kreisstadt Olpe
Größe: 2,5 ha
Jahr: 2014-2018
LP: 1-6
Bausumme: 1,6 Mio. Euro
Seeufer Sondern Olpe
Der einzige Seebahnhof Nordrhein Westfalens prägt den kleinen Olpener Ortsteil Sondern. Er stellt den zentralen Einstieg in die Ausflugsregion rund um Bigge- und Listersee dar und erlaubt einen direkten Übergang von der Regionalbahn zur Ausflugsschifffahrt. Seine Schienen trennten den Ort jedoch vom Seeufer, das Umfeld war von tristen asphaltierten Parkplatzflächen geprägt, darauf ausgerichtet den überproportionalen Autoverkehr an sonnigen Wochenenden zu beherbergen. Es galt die Barrierewirkung der Gleise zu minimieren, den Ort intensiver mit dem See zu verbinden und die Aufenthaltsqualität für Anwohner und Besucher deutlich zu erhöhen. Die Gestaltung einer Seepromenade, die beidseitig die Schienen fasst, minimiert den visuellen Makel und arbeitet die geradlinige Durchschneidung der Landschaft als ästhetisches Merkmal aus. Eine Reorganisation des Areals realisiert das Ziel eines weitestgehend autofreien Ortskerns und wird in seiner Gesamtheit dem Anspruch an ein attraktives Ausflugziel auch in Zukunft gerecht.
Trotz ihrer landschaftlichen Reize ist die Anzahl der Gäste und Tagesausflügler der Region seit langem rückläufig. Die umfassende Neugestaltung des Seeufers Sondern ist ein Kernprojekt des Strukturförderungsprogramms Regionale 2013. Obwohl er weniger als 500 Einwohner zählt, verfügt Sondern über eine Surfschule, ein Strandbad, einen Bootsverleih und den Seebahnhof. Das zeugt zum einen von der Bedeutung der Naherholung für den Ort, zum anderen von der Hochzeit, die der Tourismus der Region erlebt hat. Den Widerspruch, dieses Potential wieder auszuschöpfen und zeitgleich die Verkehrsbelastung durch den Tagestourismus zu minimieren, soll die Umgestaltung auflösen. Der Entwurf basiert auf den Ergebnissen eines partizipativen Planungsprozesses, der die Wünsche der verschiedenen Interessensgruppen möglichst umfangreich berücksichtigt. Die Reduzierung von Parkplatzflächen und deren Verlegung an den Ortsrand erreicht das Ziel eines möglichst autofreien Ortskerns. Ein Vorhaben, das den gesellschaftlichen Perspektivwechsel spiegelt, weg von einer autofreundlichen hin zu einer menschenfreundlichen Gestaltung der Gemeinden.
Seebalkone und Promenade
Die Herausarbeitung des Kontrasts zwischen geschwungener Uferlinie und geradlinigem Schienenverlauf wird zum formalen Ausdruck dieser Besonderheit und ordnet die touristische Infrastruktur des Seeufers neu. Rückgrat des Entwurfs ist die beidseits der Gleise verlaufende Promenade. Sie greift die Linearität auf und verstärkt sie. Die Bahnlinie wird visuell integriert und ihre Barrierewirkung minimiert. Die untere seeseitige Promenade erstreckt sie sich als eine ebene Gerade, die zwei Buchten durchschneidet. Hier weitet sie sich zu Seebalkonen auf, deren langgestreckte Form die Linearität der Seeschiene verstärkt und den Kontakt zum See gekonnt inszeniert. Sie bieten einen offenen Blick über den Biggesee, ein Ort zum Verweilen und zum Beobachten des Geschehens. Beide sind barrierefrei zugänglich und ihre lichte Weite vermittelt ein Gefühl räumlicher Großzügigkeit, die sich über die Wasserfläche fortsetzt.
Landseitig erstreckt sich die Promenade niveaugleich mit dem Bahnsteig und dient als Verbindungsachse von den entstehenden Parkplätzen südlich des Projektgebiets, über die Multifunktionsfläche, die als Halteplatz für Reisebusse dient, bis zum Platz am Bahnhof und Seepark. Diese Erschließungsfunktion erfüllt sie auf so zurücknehmende Weise, dass die Aufenthaltsqualität in den Fokus rückt. Baumhaine aus schmalblättrigen Eschen (Fraxinus americana), unter denen lange Bänke Rastmöglichkeiten bieten, gliedern die wassergebundenen Wegedecke. Die beidseitig nutzbaren Bänke entwickelte A24 Landschaft im Rahmen des Projekts für den Hersteller von Außenraummöblierung Runge (Produktname: Sonora). Ein individuell entworfener Spielbereich bereichert das Freizeitangebot für junge Familien. Seine Gestaltung adaptiert die Topographie des Sauerlands: Es kann über grüne Hügelketten geklettert, balanciert und gerutscht werden.
Seepark
Nördlich des Bahnhofs weichen die Parkplätze vollständig einem landschaftlich gestalteten Park, der in bewusster Zurückhaltung als Wiese mit verstreut angeordneten Gehölzen gestaltet wird. Drei geschwungene Wege mit wassergebundener Decke erschließen die Fläche. Insgesamt wird im Zuge der Umgestaltung die versiegelte Fläche im Projektgebiet deutlich reduziert und es werden 81 neue Bäume gepflanzt. Hier und in der seeseitigen Fortsetzung laden vereinzelt angeordnete Liegen zum Entspannen ein. Als Alternative zur steilen Rampe des Schiffanlegers (12-18% Gefälle), überwindet ein zusätzlicher Parkweg aus Ortbeton die Höhendifferenz zur Uferkante mit einem Gefälle von lediglich 4 bis 8 %.
Plätze
Der Platz am Bahnhof dient als Entrée und wird in einer seiner Funktion angemessenen Weise umgestaltet. Durch die Angleichung des Höhenniveaus entsteht ein harmonisches, wertiges Gesamtbild und der Platz gewinnt an Funktionalität.
Uferseitig spannt sich der Seeplatz als großzügiges Plateau auf. Unter schattenspendenden Eschenhainen verkürzen eine schöne Aussicht und bequeme Bänke die Wartezeit für die Fahrgäste der Ausflugsschifffahrt. Die Verwendung einer einheitlichen teppichartigen Pflasterung schafft eine visuelle Verknüpfung zwischen Platz am Bahnhof und Seeplatz.
Südlich des Bahnhofs wird die große befestigte Fläche reduziert und zu einer Multifunktionsfläche umgestaltet. Die sich hier bietenden Halteplätze, sichern für mobilitätseingeschränkte Personen und Busreisegruppen eine gute Erreichbarkeit des Schiffanlegers. Darüber hinaus kann die mit drei Solitärbäumen besetzte Fläche zeitweise als Festplatz genutzt werden, und rundet so alle Anforderungen an die Neugestaltung ab.
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1. Preis: A24 Landschaft Landschaftsarchitektur GmbH, Berlin
Copyright: Hanns Joosten
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Copyright: Hanns Joosten
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Lageplan
Copyright: A24 Landschaft