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  • Unternehmenszentrale in Baden-Württemberg | © HGEsch
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Unternehmenszentrale in Baden-Württemberg , Deutschland

Architektur Wettbewerbs-Ergebnis

Dokumentation des realisierten Projekts:
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Veröffentlicht als:

Weiterverfolgt
wa-ID
wa-2034738
Tag der Veröffentlichung
12.08.2022
Aktualisiert am
31.08.2022
Verfahrensart
Sonstiger Wettbewerb
Preisgerichtssitzung
01.03.2016
Fertigstellung
9/2021

Wie lautet der letzte Buchstabe von "aktuell"?


Fotos: HGEsch

Architektur
kadawittfeldarchitektur GmbH, Aachen
Gerhard Wittfeld · Kilian Kada · Stefan Haass Dirk Lange · Jasna Moritz

Projektleitung: Michael Tremmel (LP 2-4) Oliver Koch (LP 5-8) · Florian Graumann (Stv.)

Team Wettbewerb:
Gustav Ibing Roberto Ovalle · Alexander Schmitt
Team Planung:
Rami Aljerf · Ahmad Badawi David Baros · Lea Bennemann · Sara Bermel Silvana Bestawros · Elisabeth Borghetto Hanna Diers · Vitaly Dmitrievtsev · Ursula Feld Gabriella Fernicola · Adrian Fischer · Silvia Hernando · Lisa Hoffmann · Chi Jung Christoph Katzer · Miriam Krage · Amelie Kulassek · Dasha Kuletskaya
Jose Lacruz · Lisa Liesenfeld · Hanns Luh Christiane Luiz · Hany Mathbout · Emma McGloin · Julika Metz · Laura Michel Minh Niguyen · Georgi Nikolov · Timo Otto Liang Qiao · Daniel Quadflieg · Sandra Rauschhardt · Marie Recktenwald Melanie Rothmann · Elena Rubio  · Jessica Schaarmann · Raimonda Schauseil Max Schoeneich · Arnd Schüle · Nele Schulte Samuel Seitz · Alberto Serrano · Levon Sergis Kai Sommer · Aurelia Speigner · Volker Steinbrenner · Robert Tesch Daniel Trappen · Janine Weber Julia Wehmeyer · Matthias Welk

Ausschreibung, Vergabe, Bauleitung: kwbau GmbH
Projektsteuerung: kwconsult GmbH

Projektdaten
Planung: 10/2016 – 11/2018
Bauzeit: 05/2017 – 09/2021
BGF: 134.800 m2
NUF: 64.500 m2
NRF: 125.600 m2
BRI: 634.500 m3
Leistungsphasen: 1 – 8

Fachplanung/Engineering
Kommunikation im Raum/Orientierungssystem: büro uebele - visuelle kommunikation, Stuttgart Landschaftsarchitektur: GREENBOX Landschaftsarchitekten, Köln
Lichtplanung: Andres + Partner, Hamburg
Statik: DS-Plan Ingenieurgesellschaft, Stuttgart
Fassadenplanung: DS-Plan Ingenieurgesellschaft, Köln
Bauphysik: TOHR Bauphysik GmbH & Co.KG, Bergisch Gladbach  | Brandschutz Gruner GmbH, Köln
Haustechnik / Elektrotechnik: FACT GmbH eFacilities Solutions, Böblingen

 

Landschaftsterrassen für 1.500 Arbeitsplätze
Dieser neue nationale Unternehmenshauptsitz liegt am Rande einer baden-württembergischen Kurstadt in dörflich anmutender Umgebung. Auf einem bewegten Areal zwischen Obstwiesen und kleinteiliger Bebauung galt es, Raum für rund 1.500 Arbeitsplätze und vielfältige zugehörige Funktionen zu schaffen. Der Entwurf, 2016 aus einer Mehrfachbeauftragung als kooperativem Verfahren hervorgegangen, entwickelt dafür statt einer monolithischen Großform ein differenziertes, die landschaftlichen Gegebenheiten fortschreibendes Ensemble. Das umfangreiche Volumen wird in einen terrassenförmigen Komplex aus fünf Häusern gegliedert, die mit bepflanzten Dachflächen, Zwischenräumen und Innenhöfen die grüne Umgebung durchfließen lassen und durch eine darunterliegende Boulevard-Ebene großzügig miteinander verbunden sind. Mittels kontinuierlich zurückgestaffelter Obergeschosse reagieren die Häuser in ihrer Höhenentwicklung auf die Nachbarschaft. Unter Nutzung der Topografie mit einem Höhenunterschied von 11 Metern sind sie teilweise in das Grundstück eingegraben, sodass sie sich weiter zurücknehmen. Die Symbiose von Landschaft und Gebäude strukturiert das Bauvolumen verträglich und wird zum identitätsstiftenden Alleinstellungsmerkmal des Ensembles.

Neue Arbeitswelt im Grünen
Entstanden ist so eine Arbeitswelt im Grünen, bei der Vorteile wie viel Licht, gesunde Luft, weite Ausblicke und der Bezug zwischen Innen- und zahlreichen Freiräumen auch im Alltag bestimmend ist. Alle Arbeitsplätze erlauben Blicke in die Umgebung, während sämtliche Bereiche von natürlicher Belichtung profitieren. Gemeinschaftlichen Bereichen wie dem Foyer, dem Restaurant, dem Fitness- und dem Konferenzbereich, einer Kita und weiteren Zonen stehen vielfältige Freibereiche gegenüber, die den Raum für informellen Austausch und zum Arbeiten nach außen erweitern. Zwischen den variierten, im Grundriss Y-, U- und ringförmig ausgebildeten Baukörpern entsteht derweil eine grüne Landschaft mit einer zentralen Aufweitung als kommunikativer Mitte. Die Erschließung erfolgt je nach funktionalen Anforderungen von den das Areal umgebenden Straßen. Zwischen den beiden südlichen Baukörpern befindet sich der weithin sichtbare Haupteingang mit großzügiger Vorfahrt. Hinzu kommen zwei Tiefgaragenzufahrten und die ebenerdige Anlieferung der Logistikbereiche, zu denen eine stützenfreie Musterfläche zur Erprobung neuester Filialkonzepte gehört. Die Integration unterschiedlichster Funktionen schafft ein reiches räumliches Gefüge, das gleich einer eigenen kleinen „Stadt auf dem Lande“ modernste Ansprüche an heutiges Zusammenarbeiten erfüllt.

Verbindender Boulevard
Neben der aufgelockerten Struktur des Ensembles ist die gemeinsame Boulevard-Ebene unterhalb der fünf Baukörper prägendes Element des Entwurfs. Als Verteiler- und Gemeinschaftsebene verbindet sie auf selbstverständliche Weise die Fachbereiche in den einzelnen Häusern mit den gemeinsam genutzten Räumen wie Foyer, Konferenz- und Schulungsbereich mit Multimediaraum, Unternehmensrestaurant, Fitness sowie der Logistik. Über die Erschließung all dieser Zonen hinaus ist diese Ebene ihrerseits zugleich Ort der Zusammenkunft; hier finden Austausch, Begegnung und Anregung statt, die das Arbeiten in den Bürobereichen ergänzen und bereichern.
Durchquert man das Foyer am ebenerdigen Haupteingang, taucht man über eine hölzerne Freitreppe vom Erdgeschoss hinab auf die Boulevard-Ebene, die auch direkt aus dem obersten Tiefgaragengeschoss erreichbar ist. Den Höhenunterschied des Geländes nutzend, wandelt sich das nominell erste Untergeschoss zu einem lichten, abwechslungsreichen Raum, der zur atmosphärischen Mitte des Neubaus avanciert. Fingerförmig ausgreifend, öffnet sich die Boulevard-Ebene über mehrere ebenerdige Verbindungen nach draußen auf die begrünten Landschaftsplateaus. Unterschiedliche Aufenthaltsbereiche dienen als Treffpunkt für informelle Meetings, während bepflanzte Höfe weiteres Tageslicht hereinlassen.

Interior Design
Der Umstand, dass Architektur und Interior Design aus einer Hand stammen, erlaubte in der Raumgestaltung eine präzise auf die Architektur abgestimmte Balance zwischen Kontinuität und Abwechslung. So werden auf der Boulevard-Ebene atmosphärische Zonen geschaffen, bei denen wie bei der großzügigen, vom Foyer zum Boulevard überleitenden Treppe zugleich besonderes Augenmerk auf die Übergänge gelegt wurde. Generell überwiegen in allen Bereichen natürliche Farben und Oberflächen mit einigen Farbakzenten, über die unterschiedliche Themen ausgebildet werden. Innerhalb der Grundpalette bestimmt die Farbwahl dynamischere oder ruhigere Zonen. Ergänzt wird das ganzheitliche Innenraumkonzept durch ein vom Stuttgarter Büro uebele entwickeltes Leit- und Orientierungssystem.

Restaurant
Das Unternehmensrestaurant mit einer auf 1.500 Mittagessen ausgelegten Großküche öffnet sich mit seinem großzügigen Speiseraum nach außen Richtung Süden. Rund um einen „Marktplatz“ mit Countern für unterschiedliche Essensangebote bietet der Gastraum sechs verschiedene Raumatmosphären. Vom ruhigeren Rückzug über offenere Zusammenhänge bis zu lebendig-urbaneren Raumsituationen reichend, decken sie individuelle Pausenbedürfnisse der Mitarbeiter*innen ebenso ab wie funktionale Anforderungen etwa bei Arbeitsessen. Der auf ca. 436 Plätze ausgelegte Innenraum mit Panoramablick über die Obstwiese geht nahtlos in den grünen Außenbereich mit 162 Plätzen über. Im Boulevard ergänzen ein Café, eine Eventküche und eine Smoothie Bar mit weiteren Plätzen innen und im Freien das Angebot. Eine Cateringküche sowie eine Bewirtungsküche neben dem Empfang decken den Bedarf des Konferenz- und Multimediabereichs bei dortigen Veranstaltungen.

Konferenzbereich und Multimediaraum
Als weiterer Bestandteil des Boulevards schließt ein Konferenzbereich im Erdgeschoss fließend an das Foyer an. Wie bei Letzterem holen verglaste Besprechungsräume „die Natur ins Haus“ und stellen so einen unmittelbaren Bezug zur kommunikativen Mitte im Zentrum des Ensembles her. Ergänzt werden sie durch zu Innenhöfen orientierte Räume größerer Zurückgezogenheit. Zusammen mit einem Schulungsbereich umfasst die Zone fast 30 Räume mit insgesamt 342 Plätzen. Darüber hinaus wurde im Schulungsbereich ein zweigeschossiger Multimediaraum mit bis zu 360 Plätzen vorgesehen. Mit Hubboden, angegliederter Aufwärmküche und eigenem Foyer, in dem ein Raummöbel die Bewirtung und die Garderobe aufnimmt, bietet er sich für unterschiedliche Veranstaltungsformen an.

Fitnessbereich
Zu den Besonderheiten der neuen Unternehmenszentrale zählt ein modern ausgestatteter Fitnessbereich für die Mitarbeiter*innen. Ähnlich dem Foyer ist er über eine großzügige, in Holz gehaltene Sitztreppe an den Boulevard angeschlossen, von dem er sich durch eine eigene Gestaltung abgrenzt. So ist der Boden in einem elastischen Belag ausgeführt, dessen Grafik mit Sportthemen spielt und von der Lichtplanung im Deckenbereich aufgegriffen wird. Neben der eigentlichen Fitnesszone befinden sich hier Gruppen- und Behandlungsräume. Während sich auch dieser Bereich nach außen öffnet, bilden großzügig angelegte Grünanlagen eine natürliche, grüne Pufferzone zu den Nachbargebäuden.

Bürowelten
Die Büroräume verteilen sich den Fachbereichen entsprechend auf die einzelnen Baukörper. Heutigen Anforderungen an moderne Arbeitswelten folgend, wurden sie als flexibel bespielbare Flächen geplant, die Konzentration und Produktivität ebenso fördern, wie sie informelle Begegnung und Austausch als wichtige Elemente des Arbeitsalltags anregen. So lassen die Ebenen mit unterschiedlichen Raumtiefen ein breites Angebot an gängigen Bürotypologien von Einzel- über Gruppen- und Kombibüros bis zum Großraum zu, die sich mit individuell gestalteten Kommunikationszonen und Begegnungsorten abwechseln. Es entstehen übereinander gestapelte Büro- „Plattformen“ mit jeweils vorgelagerten Grünbereichen, die das prägende Thema des Entwurfs fortsetzen.
Freibereiche
Innerhalb des landschaftlich orientierten Konzepts kommt den Freibereichen und ihrer Gestaltung besondere Bedeutung zu. Die Grünflächen führen die Natur in das Ensemble der Baukörper hinein, spielen eine entscheidende Rolle für das Mikroklima und die natürliche Kühlung des Gebäudes, dienen als Retentionsflächen und übernehmen zugleich wichtige Funktionen im Arbeitsalltag. So dient die kommunikative Mitte des Quartiers als „Meeting Point“ und als identitätsstiftendes Element. Organische Formen, Pflanzflächen und Sitzmöglichkeiten schaffen eine angenehme und kommunikative Aufenthaltsatmosphäre für den Austausch unter Kolleg*innen oder zum Arbeiten im Freien. Der Außenbereich des Restaurants leitet zu einer Böschung mit Sitzstufen über. Mit Platz für bis zu 500 Zuschauer*innen entsteht damit ein Veranstaltungsort unter freiem Himmel. Hinzu treten begrünte Dachflächen, mit Sträuchern und Stauden bepflanzte Innenhöfe und im Osten weitere Landschaftsterrassen, die vom Zentrum des Areals rund drei Geschosse hinableiten. Mit heimischen Gehölzen und Stauden fungieren sie als grüne Pufferzone zur benachbarten Siedlung und bieten sich den Mitarbeiter*innen zum Entspannen und Verweilen an.

Fassade
Die Fassadenausbildung führt den Entwurfsgedanken geschichteter Landschaftsplatten fort. So wird die Horizontalität der terrassierten Architektur durch waagerecht verlaufende Bandstrukturen unterstrichen. Großzügige Verglasungen mit filigranen Glasbrüstungen holen das Tageslicht weit in die Räume herein. Sie wechseln sich mit ockerfarbenen, profilierten Keramikbändern ab, die die fließende Linienführung der Geschossebenen betonen. Dreifache Wärmeschutzisolierung verbindet sich, in Ergänzung zu einer mechanischen Frischluftversorgung, mit nach individuellen Bedürfnissen öffenbaren Fenstern in den Bürobereichen und einem außenliegenden Sonnenschutz.

Umfassendes Denken
Zukunftsfähige Architektur schafft Orte, an denen man sich gern aufhält und die diese Qualität auf gesunde und energetisch umsichtige Weise kreieren. Was einschließt, dass die Arbeitsumgebung selbst bereits zu einer ausgeglichenen Work-Life-Balance beiträgt: Wie konzentriertes Arbeiten im Wechsel mit informellen Begegnungen geschieht, wie Arbeitswelten flexibel auch auf künftige Bedürfnisse reagieren können, welche Rekreationsmöglichkeiten angeboten werden und wie Teamgeist nicht nur produktiv, sondern ganzheitlich verstanden wird. Damit führen diese Aspekte auch zum Standort und dessen Fortschreibung im Entwurf zurück. Freiräume und intensive Bepflanzungen um, im und am Gebäude erweitern die Funktionen und Möglichkeiten des Ortes und binden den Entwurf in die Umgebung ein. Gleichzeitig ergeben sich unmittelbar praktische Effekte, die die Nachhaltigkeit ergänzen. Das Grün hilft bei der energetischen Optimierung und Kühlung der Baukörper, dient der Regenwasserrückhaltung, verbessert das Mikroklima und ergänzt die vorgefundenen Biosphären, statt sie zu reduzieren. Die Planung berücksichtigte zudem von Beginn an die Lebensdauer des Gebäudes, wozu unter anderem die Verwendung recyclingfähiger Materialien zählt. So sind die Terracotta-Platten der Fassade ausschließlich mechanisch und klebefrei montiert, sodass sie einschließlich ihrer Unterkonstruktion sortenrein trennbar bleiben. Eine atmungsaktive Lehmwand im Boulevard wirkt feuchtigkeitsregulierend auf das Raumklima und bietet mit eingelassenen Sitznischen Gelegenheit zum Rückzug oder spontanen Gespräch zwischen Mitarbeiter*innen. Für die Deckung von Wärme- und Kühlungsbedarf kommen ein Blockheizkraftwerk und eine Absorption-Kältemaschine zum Einsatz; ein Teil der Dachflächen nimmt Solarpaneele auf. Gemeinsam tragen diese Faktoren zur angenehmen Nutzung und langfristigen Akzeptanz des Gebäudes bei, wichtigste Voraussetzung für die positive Wahrnehmung und die Langlebigkeit der neuen Architektur.
 

  • Unternehmenszentrale in Baden-Württemberg | © HGEsch
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1. Preis

kadawittfeldarchitektur, Aachen
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Verfahrensart
Mehrfachbeauftragung als kooperatives Verfahren

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