Architektur
gmp – von Gerkan · Marg und Partner, Hamburg
Entwurf: Meinhard v. Gerkan mit Doris Schäffler und Stephan Schütz
Projektpartner: Hubert Nienhoff
Projektleitung: Doris Schäffler · Stephan Schütz
Mitarbeit:
Kemal Akay · Matthias Wiegelmann · Helga Reimund · Margret Böthig · Antje Pfeifer · Peter Botzic · Johannes Erdmann · Patrick Pfleiderer
Fachplanung
Tragwerksplanung: Setzpfand + Partner, Weimar
Heizung, Lüftung, Sanitär: HL Technik AG, Berlin
Elektro und Elektroakustik: Steinigeweg + Partner, Weimar
Förder- und Bühnentechnik: GCA Ingenieure AG, Ottobrunn; Büro Staate, Syke
Küchentechnik: Ing.-Büro Schaller, Karlsruhe
Projektsteuerung: Kröner & Sadowsky, Hamburg; Regentrop GmbH, Stuttgart
Bauherr: Stadt Weimar
Projektdaten
Wettbewerbsdokumentation siehe Heft 10/1996
Plazierung des Wettbewerbsentwurfes: 1. Preis
Bauzeit: 1997 – 1999
Bruttorauminhalt: 100.000 m3
Bruttogeschossfläche: 20.000 m2
Sitzplatzkapazität gr. Saal: 1.186 Plätze
Baukosten: DM 104 Mio.
Der Standort der Weimarhalle ist durch differenzierte städtebauliche Zusammenhänge charakterisiert. So bildet die Halle mit der Wesffassade den Abschluß des axial angelegten Weimarhallenparks, während sie im Osten in direkter Nachbarschaft zum Bertuchhaus steht. Der nördliche Zugangsbereich am offenen Straßenraum steht im Gegensatz zum intimen südlichen Hof. Durch den Abriß des Vorgängerbaus entstand die Möglichkeit, die Situation neu zu interpretieren, um Lage und Erscheinungsbild der Weimarhalle im Stadtzusammenhang zu konkretisieren. Der Entwurf zeichnet die Kubatur der historischen Halle mit geringfügigen Veränderungen nach und erhält das Motiv der Seitenarme, die das Gebäude symbolisch zum Park öffnen. Durch den nördlichen Vorplatz erhält die Weimarhalle eine deutliche Präsenz zur Bertuchstraße und zum Gauforum. Zwischen dem baulichen Abschluß der Karl-Liebknecht-Straße und dem Technikturm, der durch Fahnen und Transparente auf Veranstaitungen in der Halle hinweist, gelangen die Besucher über eine breite Treppe auf den Platz. Auf diese Weise wird ein architektonisch definierter Abschluß zum weiten Straßenraum geschaffen.
Der südliche Hof wird zum Park durch ein Seminargebäude ergänzt, das separat genutzt werden kann. Beide Vorhöfe sind durch serpentinenförmige Rampenanlagen mit dem Park verbunden.
Die Weimarhalle ist transparent und offen konzipiert. Von allen Seiten werden Einblicke in den Innenraum ermöglicht, indem der Saalbaukörper als eigenständiges Element freigestellt ist. Um diesen Körper herum entstehen großzügige Foyerflächen, die durch Glasfassaden vor allem zum Park die Beziehung von Außenund Innenraum intensivieren. Das gilt insbesondere für die Gastronomiebereiche, die in den westlichen Seitenarmen angeordnet sind.
Der Große Saal läßt sich durch mechanisch verfahrbare Wände im Erdgeschoß und Obergeschoß öffnen und schließen. Auf diese Weise entsteht einerseits ein hölzernes Haus im Haus und andererseits ein tageslichtdurchfluteter Veranstaltungssaal, der sich unterschiedlichen Nutzungen nicht nur räumlich-funktional sondern auch atmosphärisch anpaßt.
Der Kleine Saal weist einen geschlosseneren Charakter auf. Ebenso wie der Große Saal ist er mit Holz verkleidet und mit fest eingebautem Gestühl ausgestattet.
Die Decke über den Sälen ist als Stahlfachwerkrost mit einem begehbaren Dachraum ausgebildet. Doppelte Untergurte werden mit dunklen Reflektorplatten ausgefacht, so daß eine Kassettendecke entsteht, die den Anforderungen einer Konzertnutzung gerecht wird. In den entstehenden Fugen der Untergurte werden Auslässe für Licht, Lüftung, Züge etc. vorgesehen. Der Deckenkörper hängt an einer außenliegenden Schottenkonstruktion, die der Fassade der Halle Plastizität und Identität verleiht. Das äußere Erscheinungsbild wird aus Elementen das Ortes generiert. So sind alle tragenden Gebäudeteile mit Muschelkalk verkleidet. Zwischen den Schotten stehen 9.00m hohe Klappläden mit Holziamellen als außenliegender Sonnenbzw. Sichtschutz. Im Gegensatz zur Strenge der steinernen Grundstruktur verleihen diese Klappläden in warmem Hoizton im Zusammenspiel mit den großzügigen Glasflächen der Weimarhalle den heiteren Charakter traditioneller Bauten im Park wie Orangerien oder Palmenhäuser.